Im Notfall mit homöopathischen Mitteln helfen können – das ist bei bekannter Ursache gar nicht so schwer, z. B. beim stumpfen Trauma. Jeder Zeit kann es passieren: Ein Zusammenstoß mit einem Raufkumpanen, einem Fahrrad oder Auto, ein Sturz nach einem verschätzten Sprung oder gar ein böswilliger Tritt …
Die Folgen eines solchen Unfalls machen sich häufig erst nach einiger Zeit bemerkbar. Der Hund bewegt sich steif, mag sich nicht anfassen lassen, lahmt oder äußert sogar Schmerzlaute. Hinzu kommen meist noch ganz individuelle Symptome des Tieres, die für die Arzneiwahl besonders wertvoll sind.
Anhand der gezeigten Symptome, der Ursache des Traumas (die ja meist bekannt ist) sowie der Art des verletzten Gewebes können auch Sie als Tierhalter – mit ein wenig Vorkenntnissen – das passende homöopathische Mittel wählen, um Ihrem Hund sanft zu helfen.
Homöopathie verstehen – Teil 2:Die Symptome und Zeichen der Arznei„Simila similibus curentur – Ähnliches werde durch Ähnliches geheilt.” So formulierte Samuel Hahnemann das Grundprinzip der Homöopathie. Wenn also eine Krankheit durch eine Arznei geheilt werden kann, welche die Symptome der Krankheit bei einem Gesunden hervorzubringen vermag, wie findet man dann das richtige Heilmittel? Man muss viele Arzneien an Gesunden prüfen, und jeweils sehr genau die Symptome notieren, die sie hervorrufen. Diese kann man dann mit den Symptomen des Kranken vergleichen, und so das ähnlichste Arzneimittel finden. „Macht’s nach, aber macht’s genau nach“Samuel Hahnemann hat uns in seinem „Organon der Heilkunst” eine genaue Anleitung hinterlassen, wie solche Arzneimittelprüfungen durchzuführen sind. Noch heute richten sich die Homöopathen nach diesen Anweisungen. Die Arzneien werden von gesunden Probanden jeweils so lange eingenommen, bis sich bei ihnen die ersten Symptome entwickeln. Die akribisch notier-ten Ergebnisse dieser Arzneimittelprüfungen bilden dann einen großen Anteil des Arzneimittelbildes einer Arznei. MerkeBei einer gewollten Arzneimittelprüfung entwickeln gesunde Menschen durch die wiederholte Einnahme einer Arznei Krankheitssymptome. Dies kann auch bei der unsachgemäßen, wiederholten Einnahme von homöopathischen Mitteln passieren! Um bei der Einnahme eine Arzneimittelprüfung zu vermeiden, sollte das Mittel also gut gewählt und nicht zu häufig wiederholt werden! |
Dosierung im Notfall
In akuten Notfällen, ist als Potenz die C30 die günstigste Wahl. Sie wirkt schnell und kraftvoll. Von Vorteil ist auch, dass man bei hochakuten Verläufen meist nach wenigen Minuten, manchmal sogar sofort eine Wirkung sieht.
Die erste Gabe von 1-2 Globuli gibt man in die Lefze des Hundes, um einen guten Schleimhautkontakt zu gewährleisten. Eine Wiederholung kann in akuten Fall nötig sein, sollte aber gut abgewogen werden. Sie ist dann sinnvoll, wenn sich auf die Gabe des Mittels eine deutliche Besserung zeigt und sich die Symptome dann aber wieder verschlimmern. Die Gabe ist dann sozusagen aufgebraucht.
Den richtigen Zeitpunkt der Wiederholung einzuschätzen bedarf einer guten Beobachtungsgabe. Denn die Wirkdauer einer Gabe ist sowohl individuell von der Art und Stärke der Verletzung, als auch von der Empfindlichkeit und Konstitution des Tieres abhängig.´
Eine Wiederholung wird bei Bedarf wenn möglich aus einer Wasserauflösung des Mittels gegeben. Hierzu löst man 1-2 Globuli in einem halben Glas Wasser auf und gibt daraus ca. 1-2 ml pro Gabe. Vor jeder Wiederholung wird die Lösung 10x kräftig mit einem Löffel verschlagen.
Notfallmittel bei stumpfen Verletzungen
Bei stumpfen Traumata kommen je nach Symptomlage viele homöopathische Mittel in Betracht, diese drei aber gehören in jede Notfallapotheke:
Arnika Montana | Bellis perennis – Gänseblümchen | Hypericum – Johanniskraut | |
Art der Verletzung/
Lokalität |
Stumpfe Verletzungen insb. muskelreicher Gewebe
Polytrauma Überanstrengung/ Verrenkungen |
Prellungen der Weichteile und Drüsen: Unterleib, Brust, Hoden
Venöse Stauungen durch mechanische Ursachen Kalt- und Nasswerden nach Überhitzung Steifheit & Schmerz |
Traumatische Verletzungen und Quetschungen nervenreicher Gewebe: Kopf, Wirbelsäule, Rutenansatz, Zehen und Krallenseptische Wunden |
Symptome | Angst und Unruhe
Jeder Unterlage fühlt sich zu hart an Bewegung wie krumm und lahm geschlagen (geht wie auf Eiern) Aufschreien, schon vor einer Berührung Puls: Schwach und unregelmäßig Haut schwarz und blau Schlaflosigkeit und Rastlosigkeit bei Übermüdung |
Schmerz
Schwellung Tumoren der Drüsen nach Prellungen/ Ermüdung/ starker Bewegungsdrang, der bessert Bedürfnis sich hinzulegen |
Schmerzen: „wandernd“, stechend-schießend
viel schmerzhafter als die äußere Erscheinung vermuten lässt Spasmen und Konvulsionen Puls: hart, schnell Harter Herzschlag Bei Rückenverletzungen häufig nur liegen möglich |
Besser | Hinlegen, besonders mit Kopftieflage | anhaltende Bewegung
Massage, Druck, Verband Lokale Kälte, frische Luft |
Zurückbiegen (wie Spielaufforderung)
Ruhelage |
Schlechter | geringste Berührung
Bewegung feuchte Kälte |
Bettwärme
Kalter Wind leichte Berührung |
Berührung, Bewegung
Kälte, Wetterwechsel nachts |
Arnika ist das erste Mittel, an das Sie denken sollten, wenn eine stumpfe Verletzung vorliegt. Hat der Patient einen starken Bewegungsdrang oder traten die Beschwerden auf, nachdem der erhitzte Körper nass und kalt geworden ist, sollten Sie eher an Bellis perennis denken. Der Arnika-Patient will nicht berührt werden, bei Bellis bessert (unter Umständen!) Druck und Massage.
Bellis ist eher bei Verletzungen der Weichteile und Drüsengewebe, Arnika bei Traumata der festeren Gewebe angezeigt.
Bei blutenden Wunden wird übrigens häufig ebenfalls Arnika empfohlen. In der Regel ist Arnika aber in diesen Fällen gar nicht angezeigt und kann die Behandlung sogar verkomplizieren. Auch vor einer OP sollte Arnika nicht gegeben werden. Treten nach einer OP Beschwerden auf, kann hier das passende Mittel schnell Linderung verschaffen. Neben Arnika kommen aber je nach Symptomlage noch viele andere Mittel in Frage.
An Hypericum sollte man immer denken, wenn Verletzungen an nervenreichen Geweben auftreten. Es wird auch das „Arnika der Nerven“ genannt. Man denke hier an den berühmten Hammer auf den Daumen oder die Fingerspitzen in der Autoschiebetür … AUTSCH!
Ich muss bei diesem Mittel immer an einen Patienten denken – den armen Welpen, dem eine verletze Kralle ohne lokale Betäubung – vom Tierarzt einfach herausgezogen wurde. Trotz anschließendem Schmerzmittel setzte er die Pfote nicht auf und jammerte ununterbrochen. Hypericum half innerhalb kürzester Zeit und musste noch nicht einmal wiederholt werden.
Haben Sie diese drei Mittel möglichst immer dabei – und brauche Sie sie hoffentlich nie!
Homöopathie lernen – Im Notfall helfen können
Um in solchen oder ähnlichen Fällen dem eigenen Tier auch als Laie sicher helfen zu können, bedarf es einiger Grundkenntnisse über die Homöopathie. Diese und die Kenntnis der wichtigsten Notfallarzneien kann man in wenigen Stunden erlernen. Auf dieser Webseite und natürlich in den folgenden Ausgaben der „Dogs&Jobs“ und des „Pfotenabdrucks“ der Hundelobby e. V., erkläre ich die wichtigsten Grundlagen der Notfallhomöopathie und stelle nach und nach einige der wichtigsten Arzneien kurz vor. Bei Interesse und bevor Sie die Homöopathie in der Praxis bei Ihrem Tier anwenden, empfehle ich Ihnen, sich mit Hilfe guter Literatur und/oder in einem Kurs weiter zu bilden.
Schon bald startet mein Online-Kurs „Erste Hilfe und homöopathische Notfallapotheke für Hunde“. Wenn Sie über den Starttermin informiert werden möchten, dann melden Sie sich gleich zu meinem Newsletter an.
Fortsetzung folgt …
Weitere Teile der Serie:
Homöopathie für Hunde – Teil 1 – Schreck lass nach … mit dem Extra „Homöopathie verstehen Teil 1: Ähnliches werde durch Ähnliches geheilt“
„Was summt denn da? Schnelle Hilfe bei Insektenstichen!“ mit dem Extra „Homöopathie verstehen Teil 3: Die Sache mit der Potenzierung“
Dieser Artikel ist auch in leicht abgewandelter Form im Potenabdruck, Ausgabe 02/2019 der Hunde-Lobby e. V. erschienen.
kleiner Hund 5kg hat sich beim springen ins Auto am Hinterbein verletzt und humpelt jetzt…wie kann ich ihm helfen.
mit freundlichen Grüßen
Sigrid Wortmann
Hallo Frau Wortmann,
das lässt sich leider aus der Ferne nicht so einfach beantworten und kommt ganz auf die Symptome an, wie im Artikel oben beschrieben und differenziert.
Wenn Sie unsicher sind, was sie tun können, lassen Sie bitte vor Ort einen Therapeuten drauf schauen.
Alles Gute für Ihren Hund.
Viele Grüße
Tanja Möller
Guten Tag ,
unser Hund hat nach einer Ohrentzündung ein Othämatom ( Blutohr):
Der Tierarzt hat uns Arnica D6, Hamamelis D3 und Bellis perennis D2 Verschrieben. Dies soll zu gleichen Teilen 2xtägl. 10 Topfen gegeben werden.
Jetzt ist aber alles in Tropfenform. Soll ich ein Gemisch aus den Tropfen zu gleichen Teilen herstellen und davon 10 Tpf. geben oder kann ich auch jeweils einige ( wieviel dann ) Topfen von den Dreien geben ?
Welche Disis würden Sie die Dosis empfehlen ?
Viele Grüße
C. Jacobi
Hallo Frau Jacobi,
die niedrigen Potenzen können in der Homöopathie bei Bedarf auch sinnvoll kombiniert werden.
Da ich ihren Hund und den Verlauf nicht kenne, kann ich zur Mittel- und Potenzwahl nichts konkretes beitragen.
Wenn Sie die Mittel zu gleichen Teilen geben sollen, dann macht es Sinn , entweder eine Mischung herzustellen oder einfach 2x täglich von jedem Mittel 3-4 Tropfen zu geben.
Bei Unklarheit fragen Sie am besten noch einmal bei ihrem Tierarzt nach.
Herzliche Grüße und alles Gute für ihren Hund
Tanja